Blockchain-Technologie ist der Katalysator der Digitalisierung

  • Axel Daffner, Pegasos Capital

Axel Daffner, Blockchain-Experte und Fondsberater des ART Transformer Equities, spricht über den Status quo der Blockchain und die Digitalisierung des Finanzsystems.

Die Präsenz von Blockchain in den Medien und der Gesellschaft nimmt seit knapp 10 Jahren stetig immer mehr zu. Trotzdem haben wir noch kein dezentrales und modernes Finanzsystem obwohl Kryptowährungen mittlerweile Mainstream geworden sind. Wie lange wird diese Entwicklung noch anhalten oder ist der Drops bald gelutscht?  
Axel Daffner: Die Blockchain-Technologie steckt immer noch in den Kinderschuhen. Die Zeit der Anwendungen hat erst begonnen. Seit dem Bitcoin Whitepaper im Jahr 2008 mussten sich die Blockchains erst verbreiten und hoch skalieren. Beispielsweise im Finanzbereich gibt es erst seit zwei Jahren Anwendungen, die wir auch wahrnehmen. Und der Vergleich mit dem Internet zeigt, dass es eben seine Zeit braucht, denn dies wurde 1969 „erfunden“ als zwei Computer miteinander verbunden wurden. Erst im Jahr 2005 hatte facebook circa eine Millionen Nutzer und damit auch einen Mehrwert für die User. Und im Jahr 2016 wurde die Präsidentschaftswahl in den USA durch facebook beeinflusst. Demnach ist der Drops noch nicht mal ausgepackt und die Blockchain-Technologie wird uns noch sehr lange begleiten.


Sind Sie als Blockchain-Experte ein Transformer, der etwas verändern kann? Es gibt ja im Finanzbereich durchaus ein paar Schwergewichte mit deutlich tieferen Taschen.
Daffner: Die größte Herausforderung von Blockchain ist nicht die technische Komponente, sondern die Akzeptanz und Adaption in den Unternehmen. Sie erfordert ein Umdenken von Arbeitsweisen und Strukturen. Beispielsweise in der Finanzbranche treffen konservative Denke, Vorsicht und Regulierung auf Innovationsgeist, Neugier und antiautoritäres Denken aus der Tech Welt. Diese kulturelle Herausforderung ist nicht linear, sondern wächst überproportional mit der Unternehmensgröße. Als kleiner unabhängiger Vermögensverwalter konnten wir ohne eine große kulturelle Revolution im Unternehmen einen Aktienfonds mit Themenschwerpunkt Blockchain auflegen und den Anlegern die Möglichkeit bieten frühzeitig von der Blockchain zu profitieren.


Welche großen Blockchain Anwendungen stehen der Finanzindustrie in den kommenden Monaten bevor, die eine große Transformation einläuten können?

Daffner: Wir haben dieses Jahr schon die ersten Emissionen von blockchainbasierten Assets gesehen. Je nach länderspezifischer Regulierung wurden Inhaberschuldverschreibungen oder auch Aktien tokenisiert. Interessant wird es ab dem Punkt, an dem die komplette Wertschöpfungskette unseres Finanzsystems transformiert ist und jeder Anleger – auch über Ländergrenzen hinweg - diese digitalen Assets vermehrt nachfragen kann.


Digitale Assets – unser Finanzsystem ist doch schon digital genug, oder?

Daffner: Die Blockchain-Technologie ist der Katalysator bei der Digitalisierung. Kritisch betrachtet sind die Prozesse in der Finanzindustrie ineffizient und dazu noch sehr „papierlastig“, auch wenn dies alle Beteiligten nicht immer wahr haben wollen oder einfach nicht merken. Nur weil man sich an was gewöhnt hat, heißt es noch lange nicht, dass es die optimale Lösung ist. Ziel muss es doch sein alle Hauptphasen des Anlageprozesses „on chain“ abbilden zu können. Einfaches und sicheres Onboarding, Emission sowie Kauf und Verkauf von digitalen Assets, deren Administration bis hin zum Reporting, müssen digital Hand in Hand gehen, um letztendlich ein digitales Ökosystem zu schaffen. Erst dann ist es möglich privaten wie professionellen Kunden umfassende End-to-End-Lösungen anbieten zu können.


Ein Großteil des Anlegerkapitals ordnen wir in Deutschland der Generation 50 plus zu. Nicht unbedingt die Digital Natives - wie passt die Digitalisierung der Finanzprodukte mit dieser Demographie zusammen?
Daffner: Die Gesellschaft und damit auch die Endkunden werden häufig Blockchain-Nutzer, ohne es zu merken. Durch Blockchain-Anwendungen entstehen Unternehmen unglaubliche Effizienz- und deshalb vor allem Kostenvorteile, die ihnen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz bescheren werden. Die daraus folgende Kostensenkung wird auch die Generation 50 plus begeistern.

 

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